Menschen, die selbst nicht laufen oder keine Bewerbe kennen, können meist nicht nachvollziehen, warum man zum Beispiel einen Ultratrail wie am Großglockner mit 110 Kilometern und 6500 Höhenmetern laufen ‚muss‘. Sehr oft kommen ähnliche Fragen und auch negative Unterstellungen.
„Was musst du kompensieren, was beweisen?“ / „Du schadest deinem Körper, das kann nicht gesund sein.“ / „Da muss man aber einen ordentlichen Vogel haben.“ / „Du wirst dich ruinieren.“ / „Das ist doch gefährlich im alpinen Gelände.“ / … und vieles mehr.
Ich kann nur für mich sprechen. Auf jedes dieser Rennen bereite ich mich gewissenhaft vor, monatelang. Zudem ist jeder Bewerb, bei dem ich dabei war, ein unvorstellbares Abenteuer. Eine Reise, auf der man sich selbst so intensiv begegnet wie sonst nie.
In meinem Bewerbsleben gab es nur 2 DNF ’s (=did not finish).
> 2007: Dolomiti Supertrail MTB Rennen, wo ich nach 100 (von 120) km, vor dem letzten Hügel nicht mehr geradeaus fahren konnte. Heute weiß ich, dass ich einfach viel zu wenig gegessen hatte und unterzuckert war.
> 2015. PTL im Rahmen des UTMB. Am Start regnete es, wie ich es selten zuvor erlebt habe. Es gab keine Markierungen. Unser Rucksack und alles darin war nass, viel zu schwer (9 Kilo) und nach 100km + 9000 Hm in weglosem, teils sehr gefährlichen Gelände mussten wir aufgeben. In 60 Stunden hatte ich 2 x 10min auf der Straße geschlafen. Seither weiß ich was Halluzinationen sind und dass man im gehen einschlafen kann.
Abgesehen von diesen beiden Rennen habe ich hier alle meine Highlights der letzten Jahre im Ultra Bereich aufgelistet. Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich machen durfte, Gegenden und Berge, die ich sonst niemals kennengelernt hätte, vor allem aber für die Lebensschule Ultratrail.
235 km / 14.000 Hm
Einmal von Deutschland bis Italien über die Alpen. Zum zweiten Mal am Start, in diesem Jahr gemeinsam mit Florian Reiter. 8 Tage Abenteuer, die Gewissheit und das Vertrauen in den Körper ist zurück.
500 m, 130 Hm
Das kürzeste, aber härteste Rennen meines Lebens. Einmal die Mausefalle in Kitzbühel hinauf.
16 km / 400 Hm
Ein wunderschönes Erlebnis auf der Insel Madeira und ein unerwarteter 3. Platz.
Der Beginn von Corona und damit verbundene Rennabsagen, dazu ein Bandscheibenvorfall sorgten für ein privates Rennen der anderen Art.
Vor einem Rennen
Wenn es aus den Boxen wummert und die Veranstalter versuchen Stimmung zu machen, ziehe ich mich gerne zurück. Im Fall eines Ultralaufs mit 100 Kilometern oder mehr habe ich mich monatelang vorbereitet, körperlich trainiert, mich mental in eine möglichst positive Verfassung gebracht. Deshalb gehe ich vor einem Start gerne in mich. Ich suche mir einen ruhigen Platz, ein Stück weit weg vom Start-/Ziel-Gelände. Erst kurz vor dem Startschuss mache ich mich auf den Weg zur Material kontrolle und stelle mich dann in den Start doch. Noch einmal fühle ich in mich hinein. Ich spüre wie meine Energie ganz bei mir ist. Menschen, die mir jetzt noch erklären wollen, was in ihrer Vorbereitung alles schlecht gelaufen ist, gehe ich aus dem Weg. Bei so einem Lauf gibt es viele Energie räuber – leider. Ich antworte meistens nur kurz und knapp: „Jeder hat sein Bestes gegeben.“ Ich nehme nur noch positive Energie auf und warte auf die letzten Momente bis zum Startschuss. Dann kann das Abenteuer beginnen.
Erfahrungen
Ich habe durch meine Arbeit als Chefredakteurin beim Magazin Trailrunning Szene viele Gespräche mit anderen Läufern geführt, die in der Szene aktiv sind. Die meisten sind sehr reflektiert, leben sehr bewusst und haben ein sehr großes Herz – ich denke das ist essentiell, um solche Herausforderungen bewältigen zu können.
Mein prägendsten Erlebnis war der Tor der Géants 2019, bei dem ich 350 Kilometer, 35.000 Höhenmeter und 144 Stunden mit 10 Stunden Schlaf am Weg war. Nie in meinem Leben habe ich mich so bei mir selbst und so frei gefühlt. Den gesamten Rennbericht findest du in Kürze in einem separaten E-Book. (Du kannst dich auf der Startseite für den Newsletter anmelden, dann sende ich dir gerne die Info zu wenn es soweit ist). Ich kann mir ein Leben ohne laufen, wenn ich einmal sehr alt und grau bin, durchaus vorstellen. Fest steht: So lange ich mich bewegen kann, werde ich täglich draußen in der Natur zu finden sein.
350 km / 35.000 Hm
6 Tage, 144 Stunden non-stop und etwa 10 Stunden Schlaf. 'Der TOR' im italienischen Aostatal war ein unglaubliches Erlebnis.
110 km, 6.500 Hm
Zum dritten Mal beim legendären GGUT, in diesem Jahr auf Platz 4. Ein wie immer harter Lauf, HIER geht's zum Bericht.
85 km / 4500 Hm
Mein Lieblingsrennen. Grob verlaufen, mit ein paar Problemchen, aber trotzdem ein wunderbares Erlebnis und Platz 2. HIER geht's zum Bericht.
60 km / 4.000 Hm
3 Läufer, 1 Team. Ein ganz besonderes Rennen, das als Staffel absolviert wird. Wunderschön und ein geniales Erlebnis.
21,1 km
Einmal musst du den Halbmarathon unter 1,5 h laufen. Das habe ich mit 1:30:14 knapp verpasst, aber die Revanche folgt.
25 km / 950 Hm
Kurze Distanzen sind nicht mein Fall, an den Start gehe ich dort manchmal trotzdem. Vor allem das Rundherum in Innsbruck ist toll.
80 km / 1.500 Hm
Laufen in Schweden, unvergesslich. Das Drumherum, Wohnen in kleinen Strandhäuschen, so etwas vergisst man nicht mehr.
33 km, 1.730 Hm
Der Ebbser Koasamarsch hat es in sich. Die meisten Höhenmeter macht man gleich zu Beginn am Musikantensteig, das Panorama ist legendär. Platz 4 an einem heißen, schwülen Tag.
46 km / 2800 Hm
Manchmal ist ein Marathon härter als ein Ultra. Totaleinbruch im letzten Downhill, überholt, wieder überholt und Platz 5.
27 km
Ein Lauf der besonderen Art, bei dem sämtliche Startgelder in die Rückenmarksforschung fließen. Unglaubliche Stimmung.
42 km / 1.200 Hm
Ein lässiger, befreiender Lauf in der Alpenhauptstadt.
160 km / 2.740 Hm
Ein 3-tägiger Lauf auf der Insel Menorca, technisch anspruchsvoll, mit Traum-Panorama immer der Küste entlang. Platz 3 im 2-er Team.
85 km / 5.000 Hm
Ein perfekter Tag, der mit Platz 1 belohnt wird.
30 km, 1.200 Hm
In der Mozartstadt muss man auch einmal dabei gewesen sein. Ein schneller Trail und Platz 3.
110 km / 6.500 Hm
Hart, härter, Großglockner. Zum zweiten Mal bei diesem 'Brett' am Start und Platz 5.
68 km / 2.000 Hm
Ein starker Lauf mit viel Spaß und ganz knapp auf dem 'Blech-Platz' Nummer 4.
13 km / 1.265 Hm
Der beeindruckendste Berglauf, bei dem ich jemals am Start war. Sollte man unbedingt einmal gemacht haben.
30 km / 100 Hindernisse
Im Frühjahr über Wände klettern, durch Eiswasser tauchen, durch Schlammlöcher waten. Belebend, grenzwertig und unglaublich lustig.
85 km / 4.700 Hm
Eine große Ehre zum Abschluss der Saison für Österreich an den Start gehen zu dürfen.
75 km / 3.500 Hm
Was wäre so ein Trail-Jahr ohne Tour de Tirol im Spätherbst. Wie immer lässige 3 Tage in Söll.
250 km, 16.000 Hm Eine ganze Woche, täglich ca. ein Marathon; von Garmisch-Partenkirchen in Deutschland bis Brixen in Italien.
110 km / 6.500 Hm
Zum ersten Mal bei einem der schwierigsten Trails in Österreich. Viel Lehrgeld und jede Menge Erfahrungen.
70 km / 4.500 Hm
Einer der ganz großen Klassiker in Gmunden. Hart, schwül, aber erfolgreich im Ziel
46 km / 2.700 Hm
Da wo man jedes Jahr Urlaub macht, sollte man auch einmal den Trail mitlaufen. Die Familie im Ziel, super lässig und Platz 3.
86 km / 3.700 Hm
Innsbruck ist immer einen Besuch wert. Ein tolles Rennen als Saisonauftakt im Frühjahr.
46 km / 2.700 Hm
Ein super Trail Tag mit lebensfrohen Italienern in Bella Italia, der mit Platz 5 belohnt wird.
120 km
Flach, flacher, am flachsten. Einmal rund um den Neusiedlersee bei -20 °C. Ein Erlebnis, aber einmal reicht für dieses Leben.
75 km / 3.500 Hm
Alle Jahre wieder. Unvergesslich ist dabei immer der Zieleinlauf beim Kaisermarathon auf der Hohen Salve.
32 km / 2.400 Hm
Der Berg, der seinem Namen gerecht wird. Eiskalter Wind, raue Verhältnisse, Bergankunft und abwärts mit der Zahnradbahn.
62 km / 1.900 Hm
Um den Wörthersee und das am Trail - so kann man Kärnten richtig kennenlernen.
300 km / 25.000 Hm
Starkregen, wegloses, gefährliches Gelände, keine Markierungen und Abbruch nach ca. 100 km / 9.000 Hm und ca. 60 Stunden ohne Schlaf.
111 km / 5.000 Hm
Ein besonderes Rennen mit unglaublich viel Herzblut, das es leider nicht mehr gibt. Damals auf Platz 1 im Ziel.
185 km / 7.500 Hm
Vielleicht eins der verrücktesten Rennen meines Lebens. 2 Nächte ohne Schlaf, unentwegt Markierungen suchen und als eine von wenigen im Ziel nach über 40 Stunden.
75 km / 3.500 Hm
Das 3-tägige Event, diesmal mit Sohn Jakob als kleiner Superman.
111 km / 5.000 Hm
Im niederösterreichischen Pielachtal, ein schneller, aber fordernder Lauf. Zum zweiten Mal über 100 Kilometer.
145 km / 3.000 Hm
Ein Ultratrail, ein Wüstenmarathon mitten in der Nacht und am Tag darauf nochmal ein Marathon. Der Lauf wurde (zurecht) nur einmal ausgetragen.
100 km / 5.400 Hm Die Premiere auf 100 Kilometern, der Beweis, dass alles möglich ist und ein mega Glücksgefühl im Ziel.
42 km / 3.500 Hm
5 mal auf den Schoberstein und wieder hinunter. Klingt langweilig, hat aber großen Spaß gemacht. Belohnt mit Platz 1.
75 km / 3.500 Hm
Bei keinem Lauf sollte ich in den vielen Trail-Jahren so oft am Start sein wie bei der Tour de Tirol.
68,8 km / 3.120 Hm
Zum zweiten Mal bei diesem genialen Trail von Leutasch bis Grainau am Fuße der Zugspitze.
7,3 km / 620 Hm
Auch bei so manchem Berglauf war ich mit dabei, damals für das Team in Pregarten.
75 km / 2.200 Hm
Weil es im Vorjahr bei der Premiere so schön (geschneit) hatte, wollte ich es noch einmal versuchen. In diesem Jahr wurden wir mit Sonne belohnt und ich konnte zum ersten Mal ins Ziel auf der Hohen Salve laufen.
3,8 + 180 + 42,2
Völlig unvorbereitet hatte ich einen Startplatz gewonnen - davon erfahren im Mai. Ich hatte also knapp 2 Monate zum Trainieren und ging einfach mit Freude an den Start. In knapp über 12 Stunden war ich auch bei der zweiten Langdistanz im Ziel.
68 km / 3.120 Hm
Zufällig hatte ich in unserem damaligen Heimatort Seefeld die Werbung für das Rennen gesehen, als ich mit dem Zeitfahrrad im Triathlon Training unterwegs war. Am Tag darauf meldete ich mich an, am nächsten Tag war der Start. Der Beginn einer großen Trail-Liebe.
75 km / 2.200 Hm
2011 habe ich mich das erste Mal getraut, so etwas Langes zu laufen. Die Nervosität war sehr groß, denn kann man es schaffen, 3 Tage hintereinander zu laufen?
3,8 + 180 + 42,2 km
Lange hatte ich vom Triathlon geträumt, 2010 hatte ich das große Glück mich im Bezirksblätter Team vorbereiten zu können. In 11:55 h beim gesamt 2. Triathlon konnte ich mir diesen Traum erfüllen.
Bei sehr, sehr vielen Mountainbike Rennen war ich mit dabei, sehr ambitioniert und motiviert. Leider verstand es ein damaliger Teamchef, mir die Freude komplett zu nehmen und so distanzierte ich mich von Rennen, fahre aber bis heute extrem gerne im Training mit Bike und Rennrad.
Beim LCAV Doubrava (heute LCAV Jodl) war ich eifrig mit dabei, vor allem Weitspringen hatte es mir angetan. Ein ordentliches Warm-Up und das Lauf-ABC waren bei jedem Training Standard.
Einmal in der Woche ging ich ins Volleyball-Training (bei den Jahren bin ich mir nicht mehr sicher). Als Team 'Sigi & Co' waren wir im Bezirk beim jährlichen Turnier mit dabei – ein echtes Highlight!
Die Anfänge vom Vereinsleben.
Ich laufe seit vielen Jahren Ultratrails und bin seit 20 Jahren im Ausdauersport aktiv. Meine Erfahrung möchte ich an dich weitergeben.
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