Soll ich, soll ich nicht? Ein paar Wochen vor dem Koasamarsch erinnere ich mich an das Vorjahr, als ich die Teilnehmer dort fotografiert habe. Das war ein tolles Erlebnis, aber doch hat es sozusagen in den Zehen gekitzelt, denn wenn man die Teilnehmer und damit die glücklichen Gesichter sieht, möchte man immer gerne mit dabei sein.
2018 beschließe ich also, selbst zu starten. Die Strecke kenne ich und als ich einen Tag vorher Richtung Ebbs fahre, freue ich mich so richtig. Am Abend hole ich mir die Startnummer, danach das übliche Ritual: Alles am Bett ausbreiten, den Rucksack packen, Bekleidung griffbereit hinlegen und dann ab ins Bett. Je weniger man am Rennmorgen denken muss, umso besser
Sonntag Morgen: Die Marathonis (44 km Distanz) sind bereits um 7 Uhr gestartet, wir ’33er‘ beginnen das Rennen um 8 Uhr. Es geht hinaus aus Ebbs, erst gemächlich bergauf, nach 2 Kilometern geht es bereits ins Gelände und steil bergauf. Auf den ersten 5 Kilometern sind knapp 850 Höhenmeter zu bewältigen! Da ist es schwierig einen Rhythmus zu finden, das will mir zu Beginn auch nicht recht gelingen. Hinter mir ist eine ganze Schlange und immer wieder frage ich: „Wollts überholen? Ihr brauchts nur schreien!“ Aber immer wieder höre ich: „Nana, du bist ein guter Zug.“ Na gut, dann bin ich eben der Zug oder die Lokomotive…. Nach etwas mehr als einer Stunde ist die Vorderkaiserfeldenhütte erreicht und damit schon der schwierigste Brocken hinter uns. Kurz stärken und weiter hinein ins Kaisertal.
Jetzt wartet ein wirklich wunderschöner Höhenweg entlang des Zahmen Kaisers. Es ist technisch anspruchsvoll und ein stetiges auf und ab. Bei Kilometer 11 ist die Hochalm erreicht: Ein paar Manner Wafferl (zu deutsch ‚Schnitten‘) und dann geht der Weg schon weiter Richtung Stripsenjochhaus. Noch einmal ein längerer Anstieg und bei Kilometer 14 sind fast die ganzen Höhenmeter (insgesamt 1.730 auf unserer Strecke) absolviert. Jetzt bin ich so richtig im Flow, es läuft sehr rund und ich freue mich auf den Downhill Richtung Hinterbärenbad. Viele Stufen und Serpentinen warten auf uns, richtig feine Trails! Es macht richtig Spaß und es ist mir heute völlig egal, ob mich wer überholt, ob ich jemanden überhole, ich laufe einfach mein Tempo.
Bei Kilometer 20 ist das Anton-Karg-Haus erreicht, anschließend wird die Strecke einfacher – leichte Trails gemischt mit Forststraßen, vorbei an Gasthöfen und Almen. Die Wanderer rufen uns zu und motivieren uns Läufer. Man grüßt sich auf der Strecke. Der Koasamarsch ist nämlich – so nebenbei – nicht nur ein Lauf, sondern eben ein Marsch. So sind auf der Strecke auch etliche Wanderer unterwegs, die aber, das möchte ich hier betonen, überhaupt nicht stören. Ganz im Gegenteil: Es ist toll, nicht alleine auf der Strecke unterwegs zu sein, sondern ständig netten Leuten zu begegnen, die den Tag genauso genießen.
Etwa 10 Kilometer vor dem Ziel wird der Himmel immer dunkler und es
herrscht eine schwüle Hitze. Zum Glück finden sich immer wieder Quellen
und Brunnen, wo man kurz den Kopf ins Wasser stecken kann.
Die letzten Kilometer führen dann flach im Tal entlang, hier heißt es
nochmal alle Kräfte mobilisieren, um am heißen Asphalt gut ins Ziel zu
kommen. Nach exakt 33 Kilometern ist das Ziel erreicht: Arme in die
Höhe, lachen, glücklich und stolz auf das Geleistete sein!
Nach Cola und Dusche wartet noch eine gemütliche Siegerehrung und ein gutes Grillbuffet.
Der Koasamarsch ist auf jeden Fall eine Reise bzw. ein Rennen wert!
Text: Sigrid Huber
Titelbild: OFP Kommunikation
Ich laufe seit vielen Jahren Ultratrails und bin seit 20 Jahren im Ausdauersport aktiv. Meine Erfahrung möchte ich an dich weitergeben.
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